Jeremie Varry

Concierges – Ein Leben für die perfekte Dienstleistung

Dienstag, 28. Juni 2016 | Dominik Plüss

Das Berufsfeld der Concierges ist eine Welt für sich. Täglich setzen sie sich dafür ein, Hotelgästen das ideale Urlaubserlebnis zu verschaffen. In einer mehrteiligen Serie interviewt das ES Magazine Concierges aus der Schweiz und Deutschland, um einen Blick hinter die Kulissen dieser spannenden Tätigkeit zu werfen.

Herr Jérémie Varry ist Chef-Concierge und Vizepräsident von Les Clefs d’Or Schweiz. Diese Vereinigung ist Teil eines internationalen Netzwerkes von Hotelconcierges, die gemeinsame Interessen und Ziele verfolgen. Im Zentrum steht es, nationalen und internationalen Reisenden auf der ganzen Welt zur Seite zu stehen und ihren Aufenthalt durch die perfekte Dienstleistung zu etwas Besonderem zu machen: «In Service Through Friendship». Wir haben uns mit Herrn Varry getroffen und hatten die Gelegenheit, ihm einige Fragen zu seiner Person, Erfahrung und Erlebnissen zu stellen.

In welchem Hotel arbeiten Sie und wie lange sind Sie dort schon als Concierge tätig?

Seit dem 13. Juli 1998 arbeite ich im Baur au Lac, also seit gut 18 Jahren. Ich hatte hier die Möglichkeit, gleich von Anfang an als Concierge zu beginnen. Nicht nur in das Hotel und in die Stadt Zürich habe ich mich verliebt, hier habe ich ebenfalls meine Frau kennengelernt. Sie arbeitete als Kellnerin im Restaurant Pavillon. Das Baur au Lac hat für mich also eine ganz spezielle Bedeutung.

Baur au Lac

Leben Sie Ihren Beruf nach einem bestimmten Motto?

Ich lebe ganz nach dem Motto „es gibt nur gute Tage“. Das gibt mir die Motivation aber auch die nötige Ruhe, jeden Tag mit all seinen Herausforderungen zu packen. Täglich ist es mein Ziel, jeden Gast glücklich zu machen.

Blicken Sie auf eine lange Karriere als Concierge zurück? Wie sieht ihre berufliche Laufbahn zum Hotelconcierge und Vizepräsident von Les Clefs d’Or aus?

Ursprünglich war es mein Ziel, im Berufsmilitär tätig zu sein. Ich mag Uniformen und die strenge Hierarchie. Leider hat es mit dem Militär aufgrund eines Motorradunfalls nicht geklappt. Darum habe ich mich entschieden, die Hotelfachschule Soissons in Frankreich zu besuchen. Gleich unmittelbar danach besuchte ich die Conciergeschule in Paris. Concierge wird man nicht einfach, den Wunsch Concierge zu werden muss man spüren, um diesen Beruf mit Leidenschaft und Engagement auszuüben.

Nach der schulischen Ausbildung folgten Stationen im Hôtel de Crillon und Ritz Paris bevor ich als Concierge im Baur au Lac begann.

Seit 2003 bin ich Mitglied bei Clefs d’Or, 5 Jahre habe ich auf die Aufnahme gewartet.

Seit 2013 bin ich Vizepräsident für die Clefs d’Or Schweiz, seit 2014 bin ich Präsident von Clefs d’Or Zürich.

Jeremie Varry

Erzählen Sie uns etwas über den Beruf des Hotelconcierge. Was ist das Spezielle daran, was verbindet Sie mit diesem Beruf?

Im Beruf des Concierge hilft man gerne, Lösungen zu Problemen zu finden. Jeglicher Art.
Der Concierge ist das Gesicht und die Stimme des Hotels. Er stellt die Verbindung für den Gast zwischen der Stadt, dem Land und manchmal sogar der Welt dar.

Als Concierge darf ich einen sehr privilegierten Kontakt zu unseren Hotelgästen geniessen. Ich bin für unsere Gäste oft die erste Ansprechperson, sei dies für Belangen in und ums Hotel, für jegliche Auskünfte aber auch für persönliche Angelegenheiten.

Der Kontakt mit unseren Gästen hat sich über all die Jahre dadurch nun aufgebaut und intensiviert, das gegenseitige Interesse und auch die Verbindung ist dadurch enorm gewachsen.

 

Was sind für Sie die grössten Vorteile und Nachteile an Ihrem Beruf?

Der Beruf des Concierge hat nur Vorteile. Mein Beruf als Concierge steht im Mittelpunkt meines Lebens und ich habe mich so organisiert, dass ich mein Privatleben darum so planen und leben kann, wie ich möchte. Das ist wohl auch der Vorteil daran, dass ich meine Frau in diesem Umfeld kennen gelernt habe und der Job seit jeher der wichtigste Faktor war. Ohne Job kein Leben – so haben wir uns unsere Insel rund um den Concierge-Job gebaut.

Das Baur au Lac ist für mich „mein Hotel“ und ich möchte nirgends sonst auf der Welt arbeiten. Oft ist es auch eine Einstellungssache, ich sehe nur die Vorteile. Habe ich Frühdienst und muss früh aufstehen, so kann ich auch wieder früh nach Hause. Super! Beim Spätdienst kann ich ausschlafen, perfekt!

 

Was war der anspruchsvollste Auftrag, den Sie von einem Hotelgast erhalten haben und auch erfüllen konnten? Lehnen Sie auch Aufträge ab?

Es gibt da eine sehr schöne Geschichte die ich gerne erzähle: Ein Ehepaar mittleren Alters feierte ihren Hochzeitstag im Baur au Lac. Sie hatten eine tolle Suite mit Aussicht auf den Schanzengraben. Am späten Nachmittag hatte das Paar eine Auseinandersetzung, worauf die Dame auf den Balkon eilte, den Ring von ihrem Finger entfernte und ihn sogleich in den Schanzengraben warf. Der Ehemann, geschockt über die heftige Reaktion seiner Frau und zugleich erschüttert über den Verlust des teuren Ringes, kontaktierte den Concierge und bat ihn um Rat. Der Concierge nutzte sein Netzwerk und kontaktierte einen hochrangigen Zürcher Polizisten, der wiederum innert kurzer Zeit ein Boot mit drei professionellen Tauchern zum Schanzengraben sendete. Dank des reinen, kristallklaren Wassers des Schanzengrabens konnte der Ring innert einiger Stunden dann auch gefunden werden. Das Ehepaar war erleichtert und feierte am selben Abend ihre Versöhnung und ihren Hochzeitstag zugleich.

Aufträge lehnen wir natürlich ab. Sei dies, weil wir es schlichtweg nicht ermöglichen können oder weil es gegen ethische, politische, realistische oder legale Grundsätze spricht. Es ist wichtig, nein sagen zu können. Genauso wichtig ist es aber auch zu sagen, wieso man nein sagt.

 

Hatten Sie einmal ein prägendes Erlebnis mit einem speziellen Fahrzeug eines Kunden?

Vor vielen Jahren durfte ich für einen Gast in Monaco ein Fahrzeug holen. Nicht irgendein Fahrzeug, sondern einen Bugatti Veyron, das Traumauto schlechthin. Ein Fahrer wurde dafür extra nach Nizza eingeflogen und er chauffierte das Auto sicher nach Zürich. Kurz darauf traf der Gast bei uns ein um einen zweiwöchigen Aufenthalt im Baur au Lac zu geniessen. Bei der Anreise wurde der Gast darauf hingewiesen, dass sein Auto in der Garage steht. Als der Gast nach einer Woche das Auto noch nicht gebraucht hatte, informierte ich ihn erneut darüber, dass sein Auto in der Garage für ihn bereitstehe, welches er mit einem Kopfnicken bestätigte. Während des gesamten Aufenthaltes hatte der Gast schlussendlich sein Auto nicht benutzt. Der Fahrer fuhr es daraufhin wieder zurück nach Monaco. Mit solch speziellen Fahrzeugen in täglichem Kontakt zu sein ist für mich etwas sehr Spezielles.

Rolls Royce Phantom

Haben Sie den Film «The Grand Budapest Hotel» gesehen? Was halten Sie davon? Und wie stellen Sie sich den Beruf des Concierge in 50 Jahren vor? Was wird sich ändern?

Ja, ich finde ihn fantastisch. Der Film ist lustig gemacht und widerspiegelt glaubwürdig einige wichtige Punkte wie z.B. die Kommunikation der Concierges untereinander. Das Vertrauen zwischen den Gästen und den Concierges wird gut dargestellt und es zeigt, dass die Gäste den Concierges oft blind vertrauen.

Ich denke, dass sich der Beruf des Concierge in 50 Jahren, auch durch die Technik, ändern wird. Doch trotz moderner Technologien bin ich der festen Überzeugung, dass der persönliche Kontakt, gerade auch mit dem Concierge, auch in Zukunft wichtig ist. Vielleicht sogar mehr denn je, da wir durch Technologie oft Distanz gewinnen, die wir durch persönliche Begegnungen wieder emotionaler und menschlicher werden lassen.

Haben andere Concierges eine ähnlich positive und optimistische Sicht auf das Berufsfeld und die zukünftige Entwicklung? Oder gibt es deutlich andere Meinungen dazu? Finden Sie es im nächsten Bericht unserer Serie heraus!

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