Haben sie den Film „The Grand Hotel Budapest“ gesehen? Was halten Sie davon?
Ich find den Film extrem gut. Er nimmt die Concierge-Zunft ein bisschen auf die Schuppe und auch in meinem beruflichen Alltag ist Humor extrem wichtig. Das finde ich sehr schön, denn ich bin der Meinung, dass man mit Spass im Leben viel mehr erreicht als ohne. Persönlich sehe ich davon ab, in so intime Verhältnisse mit den Gästen zu treten, wie es im Film gezeigt wird. Das wird heute nicht mehr so praktiziert.
Mit Langzeitgästen kann man durchaus mit der Zeit ein gutes Verhältnis entwickeln. Das kann man als Freundschaft bezeichnen, hat aber nicht alle Züge davon. Das Verhältnis zwischen Gast und Gastgeber bleibt bestehen, da der Gast weiterhin für eine Dienstleistung bezahlt, die er dann auch erhält. Punkt. Ein freundschaftliches Verhältnis darüber hinaus kann problematisch werden. So lernt man als Concierge, stets ein gewisses Mass an Diplomatie walten zu lassen. Die Interessen des Gastes stehen für den Concierge immer im Vordergrund, auch wenn sich diese teilweise nicht vollständig mit den Interessen des Hotels decken.
Wie stellen Sie sich den Beruf des Concierge in 50 Jahren vor? Was wird sich ändern?
Das ist schwer zu sagen, mittlerweile geht alles extrem schnell. Klar ist, dass sich die Bedürfnisse der Reisenden in den letzten Jahren extrem verändert haben. Zum Beispiel gibt es Hotelketten, die auf den Zimmern keine Telefone mehr zur Verfügung stellen, weil jeder ein Mobiltelefon hat. Mangels Internet wusste man früher nicht, wie man von A nach B kommt, das ist jetzt meistens auch passé. Und auch Restaurantempfehlungen werden weniger wichtig.
Ich denke, dass die flächendeckende Conciergerie ausgedünnt werden wird. Meiner Meinung nach wird es weniger Hotels geben, die eine Kundschaft haben, die auch wirklich einen professionellen Concierge benötigen. Die wenigen, die es haben werden, werden es auf eine noch umfangreichere Art anbieten. Der Fokus wird auf Dingen liegen, die sich nicht googlen lassen. Wenn der Gast am Morgen einen guten Gastroenterologen benötigt, wird ihm Google kaum weiterhelfen.
Zwar sind Online-Feedbacks von TripAdvisor und Yelp extrem wichtig, sie erzählen aber nicht immer ein Bild, das der Realität entspricht. Wenn ich einem mir gut bekannten Restaurantleiter erzählen kann, worauf der Gast Wert legt, für den ich einen Tisch reserviere, dann ist das ein ganz anderes Erlebnis, als wenn der Gast einfach bei TripAdvisor das Restaurant Nummer 1 sucht und dort hingeht.
Die Conciergerie wird in anderen Formen existieren und sich in anderen Dingen manifestieren. Im Moment expandiert das Prinzip der Concierges in Luxus-Lifestyle-Dienstleistern wie AMEX Centurion und Vertu Phones. In 50 Jahren wird es jedoch kleiner und exklusiver sein, als es sich heute präsentiert.